- Artikel-Nr.: SW10008.1
- Seitenanzahl: 208 Seiten
- Maße: 12,5 x 20,5 cm
- Genre: Roman
- ISBN: 978-3-944788-34-0
Die junge Kunsthistorikerin Sandra Haas hat genug von flüchtigen Affären und faulen Kompromissen. Sie kippt ihre Promotion und wendet sich einem ausgefallenen Thema zu: dem Einfluss japanischer Kunst auf Franz Marc und Carl Faberge. Ohne es zu ahnen, beschwört sie damit uralte Mythen herauf. Sowohl der Maler als auch der Hofjuwelier des Zaren waren fasziniert von Miniaturschnitzereien aus Japan.
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Hasen und Netsuken – eine wunderbare Geschichte mit historischen Hintergrund! Lesenswert !
Auf dieses Buch wurde ich durch eine Empfehlung aufmerksam. Das Cover, ich gestehe es, fand ich zunächst einfach nur unschön. Weit mehr hat mich dann die Inhaltsangabe angesprochen, die von dem Einfluss japanischer Kunst auf Franz Marc und Carl Faberge erzählt. Dazu muss ich wiederum erklären, dass mich Malerei generell interessiert, und im Besonderen habe ich ein leichtes Interesse an asiatischer Kunst und einfacher asiatischer Literatur.
Das Buch kam mit der Post, und als ich es in den Händen hielt, war ich überrascht. Es fühlte sich haptisch sehr gut an, wozu auch der edle dunkelrote attraktive Halbleinen Einband links beitrug. Mit den Fingerspitzen konnte ich erspüren, dass der elfenbeinfarbene Titel heraus geprägt war. Es gibt ein Inhaltsverzeichnis und einen Prolog. Es fehlte nur noch ein Lesebändchen. Ansonsten ein wertiges Buch.
Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte ist ein Netsuke, ein japanischer Gürtelknebel in Form einer tanzenden Häsin.
Die Geschichte wird aus drei Zeitperspektiven geschildet.
Im Jahr 2014 tritt die 25-jährige Kunsthistorikerin Sandra Haas aus München nach einem persönlichen Beziehungs-Dilemma erstarkt hervor und stellt ihr Leben auf den Kopf: neues Aussehen, neues Promotionsthema. Mit vollem Elan und neuer Kraft widmet sie sich nun der Untersuchung zum Thema “Einfluss japanischer Kunst auf Franz Marc und Carl Faberge“. Während ihrer faszinierenden Suche stößt sie auf eine Verbindung ihrer Familie mit der „tanzenden Häsin“ und findet ganz nebenbei einen besonderen Mann fürs Leben.
Im Jahr 1914 in Sankt Petersburg findet Boris Rablimow auf der Suche nach japanischen Netsuken seine Liebe fürs Leben: Alexandra Rudakowa. Beiden bietet sich die Möglichkeit einer Emigration nach London, Boris arbeitet in einer Verwaltungsposition für Carl Faberge und dieser hat in London eine Zweigstelle.
Im Jahr 1914 in München und Umgebung lebt Franz Marc mit seinen Künstlerfreunden Kandinsky, Macke, Klee und anderen. Auch hier „passiert“ eine Verbindung zur „tanzende Häsin“
Am Schluss laufen erwartungsgemäß alle Handlungsstränge zusammen, es gibt einen Epilog. Die Geschichte hätte, so wie sie geschrieben wurde, in großem und ganzen wahrhaftig sein können. Ich habe die vielen interessanten Elemente zu Franz Marc, seinen Malerei-Kollegen, der japanischen Kunst, der Netsuke und auch Sandras Suchen nach Informationen sehr genossen.
Am Schluss gibt es eine Nachbemerkung des Autors und eine Erklärung zu Netsuke.
Es heißt übrigens „das Netsuke“; und ich bitte hier meine fehlerhafte Grammatik zu entschuldigen, aber ich fiel mir schwer, mich an diese Schreibweise zu gewöhnen.
Das Buch wird von der Verlagsseite ab 14 Jahren vorgeschlagen, ich bin mir nicht sicher, ob sich diese Altersgruppe für diese spezielle Thematik interessieren wird. Meines empfindens nach würde ich es als Erwachsenen-Literatur einordnen.
Fazit:
Eine spannende Geschichte über eine japanische Miniaturschnitzerei, genannt Netsuke. Ich hatte davon vorher noch nie gehört. Allein schon aus diesem Grund gefällt es mir, dass solche Bücher geschrieben werden, um auch kunstinteressierte Laien zu erreichen. Da ist die Wissenserweiterung nebenbei inklusive. Aber das sollte dann so gut verpackt sein wie in dieser Geschichte um das Netsuke einer tanzenden Häsin. Der Schreibstil ist vielleicht etwas spröde-nüchtern, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Es gibt zudem einige interessante historische Fakten zu Franz Marc und Carl Faberge, die glaubwürdig in die Geschichte integriert sind.
Das Cover, das mich im ersten Moment abgeschreckt hatte, empfinde ich nun nach dem Lesen sehr passend. Mich hat das Thema so gepackt, dass ich das Buch am liebsten inhaliert hätte. Oder das ich am liebsten gleich noch Anschluss-Literatur dazu gelesen hätte. Um das nachzuvollziehen, sollte man aber schon ein kleines Faible für die Malerei und asiatische Kunst haben.
Alles in allem: Ein sehr interessantes Buch zu einem besonderen Thema.
Lesenswert !
Empfehlenswert !
Ein lesenswertes Buch!
Dreh- und Angelpunkt des Buches ist die kleine auf dem Titel abgebildete Figur, ein Mischwesen aus Frau und Hase darstellend. Es handelt sich hierbei um ein Netsuke, einen japanischen Gürtelknebel. Im Roman fungiert diese kleine Häsin als Bindeglied zwischen drei Geschichten, die abwechselnd in unterschiedlichen Zeitebenen und an unterschiedlichen Orten erzählt werden; München, London und Sankt Petersburg sind nur einige Stationen der kleinen Figur. Dabei mischt der Autor tatsächliche und erfundene Begebenheiten, Lebensgeschichten realer und Liebesgeschichten ausgedachter Personen; es macht nicht zum geringen Teil den Reiz des Buches aus, dass man nicht immer genau weiß, ob man sich im Bereich der Realität oder der Fiktion befindet.
Die Rahmenhandlung des Buches spielt im Jahre 2014. Die Kunsthistorikerin Sandra Haas plant, den Einfluss japanischer Importkunst auf das Werk Franz Marcs und Carl Fabergés zum Thema ihrer Dissertation zu machen und beginnt mit diesbezüglichen Nachforschungen. Im Zuge ihrer Recherchen stellt sie unter anderem fest, dass ihr Ururgroßvater Zeuge einer Begegnung zwischen Walter Gropius und einem Vertreter der vor allem durch ihre Prunk-Ostereier bekanntgewordenen Firma Fabergé war, bei der auch besagte Häsin eine bedeutende Rolle spielte. Sandra macht in dieser Zeit auch die eine oder andere Männerbekanntschaft – vielleicht findet sie ja auch ihr privates Glück…?
Ein zweiter Handlungsstrang beschäftigt sich mit der Lebensgeschichte dieses Handelsvertreters, Boris Rablimow aus St. Petersburg, und seiner Geliebten und späteren Frau Alexandra sowie beider Tochter Zalina. In diesem Zusammenhang erfährt man auch etwas über die Vorliebe des Firmengründers Carl Fabergé für japanische Miniaturschnitzereien.
Der dritte Handlungsstrang ist ebenfalls in der Zeit um den Ersten Weltkrieg angesiedelt; hier geht es um die für die Entwicklung der modernen Kunst sehr bedeutsame Künstlergruppe „Blauer Reiter“ und besonders Franz Marc. Marc entdeckt in einer Münchener Antiquitätenhandlung die Figur der Häsin und ist davon so fasziniert, dass er sogleich Zeichnungen in seinem Skizzenbuch anfertigt; später findet sie – angeblich? – auch Eingang in eines seiner bekanntesten Bilder.
Nicht nur nebenbei erfährt der Leser einiges über die Bedeutung des Hasen in der Mythologie vieler Völker; verbreitet ist der Glaube an eine Mondgöttin, die von einem Hasen begleitet wird, und die Muster auf der Mondoberfläche werden oftmals nicht als der sprichwörtliche „Mann im Mond“, sondern als Hase im Mond identifiziert.
Alles in allem ein lesenswertes Buch, das durchaus zur Horizonterweiterung beiträgt, und das ist ja immer gut! Hervorzuheben ist auch die gediegene buchbinderische Verarbeitung des Romans, er besitzt einen sehr schönen Halbleineneinband mit farbigem Schnitt.